by Bündtihus
 
Falsche Schlange

Falsche Schlange

Die Ankunft spät nachts im neuen Flughafen von Maskat verläuft erfreulich glatt. Ohne Probleme können wir am Schalter unser Touristenvisum beziehen, sogar mit Kreditkarte bezahlen. Dies obwohl vielerorts im Internet geschrieben wird, dass man vor der Reise ein elektronisches Visum beantragen sollte. Das hatte bei mir vor der Reise noch für etwas Verunsicherung gesorgt.

Die Freude währt gerade einmal bis zur Passkontrolle. Hunderte von Menschen stehen bereits an, Pässe und E-Visum in der Hand. Wie so oft in meinem Leben, entscheide ich mich für den falschen Schalter. Denn unser Beamte scheint einer speziell lustlosen Spezies anzugehören. Es dauert gefühlte 15 Minuten pro Person, bis er jeweils den Stempel geräuschvoll in den Reisepass drückt.

Irgendwann verlässt er sogar seinen Schalter, um im Hintergrund mit jemandem herumzudiskutieren. Er lässt uns einfach alle ins Leere warten. Zum Glück erbarmt sich sein Kollege zu unserer Linken und bedient abwechslungsweise Wartende aus seiner Schlange und aus unserer.

Meine Gedanken kreisen um meinen Koffer, der sicher schon sehnsüchtig auf dem Karussell seine Runden dreht. Hoffentlich nehmen sie ihn nicht vom Förderband und vernichten ihn, weil er so einsam ist!

Dann – unser Beamte kehrt an seinen Schalter zurück. Sein Arbeitstempo bleibt dasselbe.

Irgendwann – ich wusste langsam schon gar nicht mehr wie stehen – bin ich an der Reihe.

Ich trete dem Beamten gegenüber, überreiche ihm Pass und die Quittung für mein Visum. Mit finsterer Miene nimmt er die Dokumente entgegen. Ich halte still, bleibe geduldig freundlich. Denn ich bin mir sicher: Ein falsches Wort und er bestraft mich Kraft seines Amtes. Das traue ich ihm zu.

Endlich, der erlösende Stempel.

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