by Bündtihus
 
Weg ist weg

Weg ist weg

Auf unserer letzten kleinen Morgenwanderung in der Rub al-Khali kommen wir an einem unheimlichen Ort vorbei: Überall liegen Knochen, Skelette, Überreste von Kamelen, gross und klein, mit oder ohne Ausrüstung und in verschiedenen Stadien der Verwesung. Ich bin erschüttert. Wie kommt es, dass hier so viele tote Kamele herumliegen? Aida und ich diskutieren und werweissen darüber, was hier wohl passiert passiert sein könnte. Ein Sandsturm? Ein Kameltreiber würde doch niemals seine teuren Kamele dem sicheren Tod überlassen. Eine Seuche? Oder hat doch jemand seine Kamele einfach zurückgelassen? Warum?

Die Antwort findet uns nur wenige Kilometer später, als wir mit unseren Geländewagen eine Siedlung am Rande der Wüste erreichen. Überall sieht man Kamelfarmen. Offensichtlich hat man die Kamele von hier nach ihrem Ableben wieder der Wüste übergeben.

Aber die Frage lässt mich nicht los. Wie kommt es, dass die Omanis ihre Kamele nach deren Tod einfach in die Wüste bringen? Kamele haben doch für sie einen solch grossen Wert! Beim Abendessen sprechen Aida und ich mit Amur, einem unserer Fahrer, darüber. Ich versuche zu verstehen, denn mir als Halterin von allerlei Tieren ist ein solcher Umgang fremd. Amurs Erklärung ist einfach und einleuchtend: Stirbt ein Tier, ist es weg, nicht mehr da. Der Kadaver hat offensichtlich nichts mehr mit dem Lebewesen zu tun, ist eine leere Hülle.

Dasselbe gilt übrigens auch für Menschen. Zwar werden diese im Gegensatz zu Tieren ordentlich beerdigt, aber die Friedhöfe der Muslime sind in der Regel sehr schlicht gehalten. Toten- und Gräberkult kennt man nicht: Zwei Steine markieren das Grab eines Mannes, drei Steine das einer Frau. Und das können auch einmal Backsteine sein. Deshalb wird manch Friedhof von ahnungslosen Reisenden rasch übersehen und nicht als solcher erkannt.

Hülle eines Kamels

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