Es ist ungefähr Mitternacht, als ich ein erstes Mal aufwache im Zelt. Der heftige Wind, der mir durch den undichten Reissverschluss unaufhörlich Sand ins Zelt geblasen hatte, hat zum Glück etwas nachgelassen. Ich höre nur ein rieselndes Geräusch auf meinem Zeltdach, das mich an Regen erinnert. Aber Regen kann es kaum sein, schliesslich sind wir in der Wüste! Meine Vermutung: Es ist Sand, der von der Düne hinter meinem Zelt auf mich herunterprasselt. Weil starker Wind herrschte, hatte ich am Abend vor Sonnenuntergang mein Zelt in der kleinen Bucht, im Schutz einer Düne aufgestellt.
Nun bereue ich meinen Entschluss. Was wenn die Düne jetzt beschliesst, in der Nacht über mich hinwegzuwandern? Mich einfach unter Sand begräbt? Ich stelle fest, dass ich keine Ahnung habe, wie schnell so eine Düne wandert und überhaupt nicht einordnen kann, wie abwegig dieser Gedanke ist. Das beunruhigt mich.
Und der Gedanke lässt mich nicht los. Also öffne ich den kaputten Reissverschluss des Zelteingangs, um nachzuschauen, ob ich schon „zugesandet“ bin. Zu meiner Erleichterung stelle ich fest, dass mein Zelt nicht von meterhohem Sand umgeben ist. Alles gut. Reissverschluss so gut wie möglich wieder zu. Immer wieder reisst der Reissverschluss an einer anderen Stelle wieder auf. Nach einer gefühlten halben Stunde gebe ich auf und mich damit zufrieden, dass es nur ein paar kleinere Löcher sind und bin froh, dass ich den Eingang überhaupt noch schliessen kann.
Ich krieche zurück in meinen Schlafsack und lege mich auf die Thermomatte. Sie scheint mir auch nicht mehr so prall mit Luft gefüllt wie eingangs Nacht. Also setze ich mich nochmals auf und blase nochmals etwas Luft hinein. Dann lege ich mich wieder hin und lausche dem Rieseln auf dem Zeltdach. Jetzt, wo ich weiss, dass ich mich nicht in Lebensgefahr befinde, geniesse ich dieses Geräusch.
Am nächsten Morgen beim Frühstück spricht mich Ruth, die Pfarrerin aus Zofingen, an. Ob ich auch mitbekommen habe, wie es geregnet hatte.
